NZZ Bellevue, 8.01.2021:

Brasserie, Bar, Veranstaltungsort und nun auch Hotel: Das Volkshaus in Basel wird zur Stadt in der Stadt.

Wenn ein bereits etablierter Ort sein Repertoire erweitert, kann das eine folgerichtige Entwicklung sein oder eben auch in die Hosen gehen. Im Fall des im November 2020 eröffneten Hotels Volkshaus in Basel ist der Umbau des anliegenden Gebäudes in ein Hotel wohl ein Glücksfall.

Das Architekturbüro Herzog & de Meuron war 2012 bereits für den Umbau und die Gestaltung von Bar und Brasserie verantwortlich. Beide stehen seither für gepflegten Exzess und nonchalant-elegantes Gastdasein für Menschen jeglicher Couleur. Galeristen, Geschäftsleute, Kreative, Architekten und auch die Jungen und Schönen finden hier zusammen und essen, trinken oder feiern. Im besten Fall natürlich alles zusammen.

Da das Volkshaus auch Veranstaltungsort ist, erweitert sich das Gästespektrum ganz unverkrampft. Als Gast schaut man ja auch nicht nur auf das Interieur und den Teller.

Protestantisches und pragmatisches Design

Ende November 2020 öffnete das Hotel exklusiv für eine kurze Vorlaufphase. 45 Zimmer und Suiten zählt das Haus. Die Zimmer ähneln sich in Aufbau, Farbgebung und Gestaltung. Auf den ersten Blick können die Zimmer arg protestantisch wirken; aber eigentlich folgen sie einem sehr pragmatischen Raumaufteilungsansatz, der durchaus grosse Vorzüge hat.

Dusche und WC sind oft in einem Eichenwandschrank versteckt und getrennt voneinander begehbar. Ist man in der Dusche, wähnt man sich auf einer Jacht mit rundem Fenster. Der Waschtisch dient mit seiner angrenzenden Wand im Zimmer als Raumteiler. Und sobald man im Bett liegt, erfasst man den Sinn der Raumaufteilung.

Nichts stellt sich dem Blick in die Quere, ausser den Fenstern, die den Blick auf den Himmel freigeben. Im Sommer würde man die Fenster aufreissen und dem angenehmen Plätschern von Gesprächen lauschen, die im Innenhof unter Platanen stattfinden.

Herzog & de Meuron haben für das Hotel Lounge Chairs, Steh- und Tischlampen entworfen. Die Wände sind von Merian-Stich-Tapeten dezent geziert. Schnörkel und Chichi gibt es nicht. Für Wasser, Kaffee oder Tee geht man einfach in den Flur. Ökologisch smart, denn warum sollte ein jedes Zimmer eine eigene Maschine brauchen?

Die Bar zur Strasse wird man mögen. Man wähnt sich in einem kosmopolitisch warmen Ambiente und weiss gar nicht mehr, ob man noch in Basel ist. Grundsätzlich besteht die Gefahr, dass man das Haus nicht mehr verlässt, denn fast alles, was das Leben angenehm machen kann, vereint sich hier.

Text: Ulrike Hug-Stüwe