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Eine Szene am Strand, eine Gruppe von Menschen, wie ein Ausschnitt aus einem großen, belebten Panorama, wie man es an einem sonnigen Tag am Meer bewundern kann. Zwei Frauen, eine groß und schlank, die andere breitet die Arme aus oder gestikuliert, zwei Männer, ein Kind und ein schlaksiger junger Mann. Pablo Picasso betitelte die Gruppe «Die Badenden», die er 1956 in Cannes schuf. Er wollte sie nie verkaufen und bewahrte sie bis zu seinem Tod in seinem Atelier auf – heute ist sie eine der Hauptattraktionen in der Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart.

Florian Slotawa wollte die berühmte Figurengruppe für seine große Ausstellung STUTTGART SICHTEN in den Deichtorhallen in Hamburg entleihen, die die Skulpturen der Sammlung durch die Kombination mit Gegenständen des täglichen Lebens in einem neuen Licht präsentierte. In der Ausstellung wurde Rudolf Bellings «Kopf in Messing», eine große Kopfskulptur aus Messing, hinter dem Lenkrad eines echten Porsche platziert, während eine Waschmaschine als Sockel diente. Florian Slotawa arbeitet grundsätzlich nur mit bereits vorhandenen Objekten. Dabei geht es um die Schonung von Ressourcen, aber auch um die Flüchtigkeit einer künstlerischen Nutzung der Objekte, die anschließend wieder ihrer normalen Verwendung zugeführt werden. Das scheinbar selbstverständliche Zusammentreffen von Museumskunst und Alltagsgegenständen diente dazu, die Kunst zugänglicher zu machen und sie im besten Sinne des Wortes «vom Sockel zu holen».
Picassos «Badende» dürfen aus konservatorischen Gründen nicht mehr auf Reisen gehen, aber auch Florian Slotawa wollte nicht auf sie verzichten und beschloss, sich selbst zu helfen und die berühmte Gruppe nachzustellen.

Da Picasso Fundstücke vom Strand und aus dem Atelier verwendete, entschied sich Florian Slotawa für seine Kreation für die bunte Welt der millionenfach produzierten Alltagsgegenstände aus dem Baumarkt. Baumärkte, wie «OBI» in Slotawas Titelreferenz, sind der Inbegriff der «Do it yourself»-Idee. Ein Bügelbrett auf einem roten Ständer und ein Farbroller als Kopf bilden die große Frauenfigur. Ein Metallregal mit einer Plastikbox darüber, dazu eine lange Wasserwaage, an der zwei kleine Federharken befestigt sind, wird zu den weit ausgebreiteten Armen der Frau, die vielleicht nach ihrem Kind gestikuliert, das als Arbeitstisch der Mutter wegzurollen» droht.

Picasso schuf durch seinen Umgang mit den Materialien lebendige Charaktere, während wir in Slotawas Interpretation eher anonymen, aber wohlhabenden Prototypen der heutigen Gesellschaft begegnen. Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich um Männer oder Frauen handelt. Aber das ist auch nicht wichtig, denn wir können uns in diesen versammelten Figuren wiedererkennen – mit selbstreflexivem Humor erkennen wir an, dass es sich um die Darstellungen von etwas unbeholfenen Konsumenten von Dingen handelt, die wie wir kurz vor dem Verlust ihrer Identität stehen.

Florian ist 1972 in Rosenheim geboren / Lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland

(Quelle: Galerie von Bartha)

 

 

Titel: 

OBI-Picasso

Künstler:

Florian Slotawa

Standort:

Lobby, Volkshaus Basel