Topjazz from New York
Der 6fache Grammy Sieger (!) & Bassist Christian McBride setzt das fort, was er als Wurzeln eines Baumes bezeichnet: die Tradition des swingenden „Straightahead Jazz“. Nicht, dass der 43-Jährige dies mit puristischem Sendungsbewusstsein täte: Fusion, R&B und Funk sind ihm mehr als nur vertraut, er spielte mit Sting, James Brown und Avantgardisten wie John Zorn und Henry Grimes. Ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen: Begleiter von Größen wie Chick Corea, Herbie Hancock, Pat Metheny und Roy Haynes, Kurator diverser Konzertreihen, Radiomoderator – und bis vor Kurzem Co-Direktor des Jazz Museums in Harlem und neu Leiter des Newport Festivals in NY.
Christian McBride & Inside Straight Live at the Village Vanguard ist die zwölfte Veröffentlichung von Christian McBride bei der Mack Avenue Music Group. Diese Aufnahme kann als Pendant zum 2015 erschienenen, mit einem GRAMMY® ausgezeichneten Album Christian McBride Trio Live At The Village Vanguard betrachtet werden. Inside Straight ist das Quintett, mit dem McBride seine Zusammenarbeit mit Mack Avenue Records begann (2009 wurde Kind of Brown veröffentlicht). Beide Live-Aufnahmen des Bassisten, der diese beiden Ensembles leitete, entstanden in einem Zeitraum von zwei Wochen im Dezember 2014 – ein seltenes Engagement, das der renommierteste Jazzclub Amerikas nur den renommiertesten Jazzkünstlern bietet.
Es besteht kein Zweifel, dass McBride einer der vielseitigsten Musiker der heutigen Szene ist. Seine Kunstfertigkeit wurde in Aufnahmen und Auftritten mit den unterschiedlichsten Musikern in den verschiedensten Kontexten und Genres dokumentiert, die man sich vorstellen kann.
Es war tatsächlich diese nomadische Reise, die McBride dazu inspirierte, wieder ein eher konventionelles, geradliniges akustisches Jazz-Ensemble zu leiten. So rekrutierte McBride 2007 seinen ehemaligen Bandkollegen aus Freddie Hubbards Gruppe, den Schlagzeuger Carl Allen, den Saxofonisten Steve Wilson, den Pianisten Eric Reed (der später durch Peter Martin ersetzt wurde) und ein erstaunliches junges musikalisches Wunderkind, das sich in McBrides Sommercamp-Programm Jazz at Aspen, Colorado, eingeschrieben hatte, den Vibraphonisten Warren Wolf. Sie spielten eine Woche lang im Village Vanguard, die gesamte Woche war ausverkauft. Die Besitzerin des Vanguard, Lorraine Gordon, die sehr hohe Ansprüche hatte und in dem Ruf stand, nicht leicht zufriedenzustellen, war außer sich. Der legendäre A&R-Manager Bruce Lundvall, der gekommen war, um die Band zu hören, nachdem er ein Ron Carter-Konzert in der Carnegie Hall besucht hatte, setzte sich nach dem Auftritt mit McBride zusammen und bestätigte im Gespräch mit dem Bassisten, dass dieses Ensemble etwas Besonderes sei. Etwa sechs Monate später unterschrieb McBride bei Mack Avenue Records.
Obwohl die Inside Straight Band bereits zwei Studioaufnahmen für Mack Avenue Records gemacht hat, Kind of Brown und People Music, hat die Band bis jetzt noch keine Live-Aufnahme veröffentlicht – das Milieu, in dem dieses Ensemble ursprünglich entstanden ist.
The Movement Revisited:
Ein musikalisches Denkmal für die schwarzen Bürgerrechtler: Der Jazz-Bassist Christian McBride widmet auf seinem opus magnum „The Movement Revisited“ vier ihrer Ikonen unvergessliche Klangporträts. Als ein geschlagener und ausgepumpter Sonny Liston sich in den Abendstunden des 25. Februar 1964 weigerte, zur siebten Runde anzutreten, war eine Weltsensation perfekt. Damit begann nicht nur eine neue Ära des Boxens, auch in Amerikas politischer und sozialer Geschichte wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen: „Ich bin der Größte! Ich muss nicht so sein, wie ihr mich gern haben wollt. Ich bin frei, derjenige zu sein, der ich sein will. ‚Cassius Clay’ war mein Sklavenname, jetzt heiße ich ‚Muhammad Ali’“. Nie zuvor hatte es eine solch provokante Selbstermächtigung eines amerikanischen Sportlers gegeben. Ali repräsentierte jetzt ein völlig neues Image des Afro-Amerikaners.
Für den Bassisten Christian McBride war deshalb sonnenklar, dass eine Symbolfigur wie Muhammad Ali zu jenen vier Ikonen der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung zählt, die er auf seinem jetzt erschienenen Konzeptalbum „The Movement Revisited“ porträtiert. Redeausschnitte und Schlüsseltexte von Rosa Parks, Malcolm X, Martin Luther King und Ali werden von Sängerinnen und Sängern rezitiert, die erst gar nicht versuchen, Tonfall, Timbre und Tempo ihrer Vorbilder exakt zu imitieren. McBride war von Anfang an klar, dass seine Auswahl rein subjektiv sein musste: „Natürlich besaß die Bürgerrechtsbewegung noch eine Vielzahl anderer führenden Köpfe, aber diese vier Figuren haben mich zeitlebens tief berührt und deshalb habe ich sie ausgewählt.“
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